Nebenniere im Profil

Nebenniere im ProfilSüdostasien_03-2009 (41)

 

Die Nebennieren sind paarig angelegte Hormondrüsen und befinden sich in der Nähe der oberen Pole der Nieren. Funktionell wird sie in die Nebennierenrinde (80-90% des Gewebes) und in das Nebennierenmark unterteilt.

Die Nebennierenrindegewebe besteht aus der Zona glomerulosa, Zona fasciculata und die Zona reticularis, die 3 Klassen von Steroidhormonen, Cortisol, Aldosteron und DHEA synthetisieren. Das Nebennierenmark ist Teil des sympathischen Nervensystems und produziert Katecholamine – Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin.

Diese Hormone und Katecholamine haben vielfältige Aufgaben, auf die unten stehend noch eingegangen wird. Deshalb kommt es bei einem Absinken der Synthese auch zu solch vielfältigen Beschwerden.

Nebennierenrinde

Zona glomerulosa: Produktion von Aldosteron

Zona fasciculata: Produktion von Cortisol

Zona reticularis: Produktion von DHEA, DHEA-S, Androstendion

Nebennierenmark

Produktion von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin

 

Was beeinflussen die Hormone der Nebenniere?

Die Hormone der Nebennieren beeinflussen:

  • die Verwertung von Kohlenhydraten zur Energiebereitstellung
  • die Verwertung von Fetten zur Energiebereitstellung
  • die Verteilung gespeicherter Fette am Körper
  • die Regulierung des Blutzuckers
  • die Funktion des Herz-Kreislaufsystems
  • die Funktion des Verdauungstraktes
  • wirken entzündungshemmend und antioxidativ

 

Steuerung – die Hypothalamus-Hypophysen-Achse

      Cortisol wird in der Nebenniere gebildet, seine Produktion und Ausschüttung ins Blut wird aber über das Gehirn gesteuert. Die Cortisolmenge wird über die Verbindung von Hypothalamus, Hypophyse und Nebenniere geregelt. Diese Verbindung wird auch HHN-Achse genannt. Der Hypothalamus, ist wie ein Sensor der registriert wie viel Cortisol sich im Blut befindet. Sollte sich für die lebenserhaltenden Funktionen zu wenig Cortisol im Blut befinden, sendet er ein Steuerungshormon – CRH – Corticotropes-Realising-Hormon – aus. Dieses stimuliert die Hypophyse ACTH – Adrenocorticotropes Hormon – zu produzieren und freizusetzen. Dieses Hormon wirkt stimulierend an den Zellen der Nebenniere Cortisol freizusetzen. Sollte eine ausreichende Menge erreicht sein, drosselt der Hypothalamus die Ausschüttung von CRH.

Der Hypothalamus analysiert und integriert in seiner regulierenden Funktion den Input seiner zentralen und peripher gelagerten Rezeptoren. Er ist wie der Chef in einer Firma, bei ihm laufen alle Informationen über Produktion, Produktionsgeschwindigkeiten, Krankheitsausfälle zusammen und er veranlasst die entsprechenden Schritte, um die einzelnen Abteilungen zu unterstützen.

Die HHN-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren) ist eins der wichtigsten Elemente in der Steuerung der Körperfunktionen, denn sie sorgt für ein inneres biochemisches und physiologisches Gleichgewicht und zur Aufrechterhaltung der so genannten Homöostase (Temperatur, Blutdruck, Osmolarität).

In normalen oder stressigen Situationen passt die HHN-Achse den Cortisolspiegel mithilfe von ACTH den aktuellen Bedürfnissen des Körpers an. ACTH strömt über die Blutbahn zur Nebenniere und dockt über Rezeptoren in den Nebennierenrindenzonen an. Diese Zonen produzieren ihre spezifischen Hormone, Cortisol, Aldosteron und DHEA.

Cortisol wird über Zwischenschritte an denen Enzyme beteiligt sind aus Cholesterol – Pregnenolon – Cortison gebildet. Sobald Cortisol produziert wurde, wird es in die Blutbahn entlassen und zirkuliert durch den ganzen Körper. Der gesamte Prozess der Herstellung nach ACTH Aktivierung dauert weniger als eine Minute.

 

Nebennierenrinde – Zona fasciculata und Cortisol

Was hat Cortisol für eine Aufgabe?

Seine Hauptwirkungen betreffen den Stoffwechsel, die psychische Befindlichkeit, die Immunfunktion und die Regulation des Wachstums.

 

Aktivität: Cortisol wird gerne als Stresshormon bezeichnet, ist aber ein Hormon welches es uns ermöglicht morgens aufzuwachen und auf Umweltreize zu reagieren. Es passt die Energieversorgung des Körpers an äußere Erfordernisse an und greift dafür in den Kohlenhydrat-, Protein- und Fettstoffwechsel ein.

Blutzucker: Cortisol und die Vorläufersubstanz Cortison werden auch als Glukokortikoide bezeichnet, da sie in der Lage sind den Blutzuckerspiegel zu erhöhen. Cortisol aktiviert abbauende (katabole) Stoffwechselvorgänge und stellt dem Körper dadurch in ausreichender Menge Glucose zur Verfügung. Es greift darüber hinaus in eine Reihe anderer Stoffwechselvorgänge ein, z.B. in die Knochenbildung, sowie den Fettgewebs- und Eiweißstoffwechsel.

Nebennierenschwäche – hier.

 

Salz- und Wasserhaushalt: Cortisol hat auch eine geringe Aldosteron-ähnliche Wirkung und kann damit den Salz- und Wasserhaushalt der Niere beeinflussen.

Die entzündungshemmende Wirkung von Cortisol: Cortisol ist ein starkes entzündungs-hemmendes Hormon. Es beseitigt schnell Rötungen und Schwellungen im Gewebe. Man sieht nach dem Kratzen auf der Haut nicht aus wie ausgepeitscht. Cortisol erhält die Balance aufrecht, durch kontrollierte Reaktionen, einem fein austarierten Agieren. Jede Entzündung wird durch eine gleich starke entzündungshemmende Reaktion ausbalanciert.

Cortisol wirkt auch entzündungshemmend auf Autoimmunreaktionen. Bei diesen Reaktionen greifen Antikörper das körpereigene Gewebe an. Bei den meisten Autoimmunreaktionen ist der Cortisolspiegel zu niedrig, dass korreliert mit den Erfahrungen, dass Personen nach stressigen Zeiten oft vermehrt Probleme ihres spezifischen Krankheitsbildes haben. Der klassische Schub bei der Multiplen Sklerose, oder ein Psoriasisausbruch nach Dauerbelastungen.

Die Steuerung der Immunabwehr: Cortisol wirkt auf eine Vielzahl von Zellen ein, die an der Immunreaktion beteiligt sind. Den größten Einfluss hat Cortisol auf die Lymphozyten. Die Lymphozyten, gehören zu den weißen Blutkörperchen, der spezifischen, sprich erworbenen Immunabwehr. Hierunter firmieren die T-Zellen, die B-Zellen und die natürlichen Killerzellen. Man kann sie sich als Spezialagenten vorstellen, so ein bisschen wie der MI6 der James Bond losschickt. Bei einer Immunantwort sind auch immer Granulozyten, Monozyten und Makrophagen beteiligt. Sie gehören zur angeborenen Abwehr von Bedrohungen.

Bei einer Verletzung strömen T-Zellen, B-Zellen und natürliche Killerzellen ein. Sie besetzen die Wunde und setzen chemische Substanzen frei, um Eindringlinge zu vernichten. Obwohl diese Substanzen sehr wirkungsvoll und wichtig sind, verletzen sie auch umliegendes Gewebe, was zu Rötungen, Schwellungen und Schmerzen führt. In den Nachrichten würde man sagen, es war ein notwendiger Einsatz, mit leider großen Kollateralschäden.

Diese clevere und sehr wirkungsvolle Abwehr muss kontrolliert werden, genau aus diesem Grund. James Bond hat ja auch immer M. als Kontrollinstanz benötigt, damit er sich im Zaum hält, zumindest teilweise. Diese Aufgabe übernimmt Cortisol. Cortisol reguliert die Vervielfältigungsrate der Lymphozyten und hat einen beschleunigenden Einfluss auf ihren programmierten Zelltod, um den Körper vor einer überschießenden Immunreaktion zu bewahren. Wenn der Cortisolspiegel, während einer Alarmsituation, also „Gefahr vor einer Überreaktion“, ansteigt, sind danach im Blut fast keine Lymphozyten nachzuweisen. Dies ist der Grund, warum unser Immunsystem unterdrückt wird, wenn wir unter Stress stehen oder eine Kortisontherapie durchlaufen.

Im Gegensatz dazu, kann ein niedriger Cortisolspiegel die Entzündungsreaktion nicht abbremsen. Also bei Erschöpfung der Nebennieren sind dann eher ausgedehnte und langwierige Entzündungen zu erwarten.

 

Das Herz-Kreislauf-System: Der wichtigste Einfluss den Cortisol auf die Regulation des Blutdrucks ausübt, ist die Kontraktion der Arterienwände. Je mehr Cortisol im Blut zirkuliert, desto mehr sind die mittelgroßen Arterien zusammengezogen. Wer nicht genügend Cortisol produziert, hat in der Regel mit einem zu niedrigen Blutdruck zu tun.

Das Herz wird durch Cortisol beeinflusst. Es reguliert die Natrium- und Kaliummenge in den Herzmuskelzellen und stärkt die Kontraktion des Herzmuskels. Gegenspieler sind Magnesium und Kalzium, welche die Wirkung von Cortisol auf den Herzmuskel abfedern.

Einfluss auf Gonadotropine: Cortisol wird in der Leber abgebaut (konjugiert) und über den Urin ausgeschieden. Cortisol fördert die Fettverbrennung (Intermediärstoffwechsel), hemmt den Knochenaufbau und die Gonadotropinsekrektion (LH, FSH, HCG, Prolactin) was zu Fertilitätsproblemen führen kann, wenn zuviel Cortisol ausgeschüttet wird.

Cortisol-Tages-Rhythmik: In der Nebennierenrinde wird Cortisol in einem 24-Stunden-Rhythmus produziert. Der Taktgeber ist die molekulare „innere Uhr“ des Hypothalamus. Dort sind in bestimmten Genen die „Zeitgeber“ kodiert. Es gibt einen physiologischen Tagesrhythmus mit einer Hauptproduktion in der späten Nacht und einem frühmorgendlichen Maximum. Kurz nach dem Aufwachen kommt es zu einem kräftigen Cortisolanstieg (ca. 30 – 60 Minuten danach), dem Cortisol-Awakening-Response (CAR). Der CAR ist ein guter Parameter für den allgemeinen Gesundheitszustand/Stressresistenz. Ab Mittag fällt der Spiegel rasch ab und sinkt auf ein nächtliches Minimum.

Stressreaktion: Die normale Tagesrhythmik kann bei Stress überlagert werden. Bei Untrainierten und im Alter steigt der Cortisolspiegel häufig stärker an bei Stress. Moderates sportliches Training verbessert die Stressresistenz, der Ruhecortisolspiegel sinkt ab und der Anstieg bei Belastung ist nicht so hoch.

Cortisolsynthese: Die Produktion ist geschlechtsspezifisch. Cortisol wird durch das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) aus der Hypophyse stimuliert. Es entsteht aus Cholesterin. Dabei findet zunächst in den Mitochondrien der Nebennierenrinde die Synthese von Pregnenolon statt. Pregnenolon ist die Vorstufe von Cortisol, von Aldosteron, von Testosteron und Östrogenen. Also der erste Schritt in der Herstellung ist Pregnenolon, auch für die anderen Hormone die Vorstufe darstellt. Das Enzym, das die Bildung von Pregnenolon über die Zwischenverbindung 20α,20β-Dihydroxycholesterin katalysiert, heißt Cholesterindesmolase und ist eine Monooxygenase, die NADPH als Cofaktor benötigt. Bei dieser Oxidation wird das Coenzym, das häm-haltige Cytochrom P450 benötigt.

Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt wird durch das „StAR-Protein“ (steroidogenic acute regulatory protein) geregelt. Es schleust Cholesterin ins Innere der Zelle. Dieses Protein wird bei Anwesenheit von cAMP (Adenosinmonophosphat) vermehrt exprimiert und ist daher der regulatorische Schritt, an dem das ACTH unter anderem die Cortisolsynthese beeinflusst. Pregnenolon verlässt das Mitochondrium und wird in Progesteron umgewandelt. Im endoplasmatischen Reticulum wird Progesteron in 17α-Hydroxyprogesteron umgewandelt. Durch einen weiteren Schritt entsteht 11-Desoxycortisol, das dann wieder im Mitochondrium in Cortisol umgewandelt wird. Bei allen beschriebenen Schritten sind Enzymen beteiligt, es handelt sich um spezifische eisenhaltige Cytochrom-P450-Enzyme.

Nebennierenrinde – Zona glomerulosa und Aldosteron

In der Zone glomerulosa wird Aldosteron gebildet und in einem täglichen Rhythmus ausgeschüttet. Am Morgen ist das Maximum und gegen 04.00 Uhr das Minimum erreicht. Je nach Stimulation durch ACTH wird mehr oder weniger produziert. In einer Stresssituation steigt der Aldosteronspiegel an. Die Aldosteronproduktion, wird genau wie Cortisol über das Steuerhormon ACTH geregelt. Allerdings ist Aldosteron nicht Teil der negativen Feedback-Schleife. Nur Cortisol wird gemessen vom Hypothalamus und fährt er dann zurück, wenn genügend Cortisol im Blut entsprechend der momentanen Situation ist. Aldosteron hat wenig Rechte auf Mitsprache in Stresssituationen.

Die Zellen, die Aldosteron produzieren, können die Produktion nur anpassen, wenn sie ihre Empfänglichkeit für das Steuerhormon ACTH verändern. Sie setzen die Empfänglichkeit herab. Also es wird zeitweise ein Kaugummi ins Schlüsselloch gestopft, damit der Schlüssel nicht passt. Nach 24 Stunden Dauerstress nimmt die Empfänglichkeit der Zellen für Aldosteron ab, die Produktion sinkt obwohl der Bedarf nach wie vor besteht. Der abgesunkene Aldosteronspiegel führt zu vielen Symptomen, die mit der Nebennierenerschöpfung verbunden sind.

Wenn Aldosteron nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, können die Zellen nicht ihre Arbeit tun. Denn Aldosteron sorgt für eine Balance zwischen Kalium, Natrium und Wasser in der Zelle und in den Zellzwischenräumen. Menschen in dieser Situation fühlen sich müde, schlapp und ausgetrocknet. Ein Hunger nach Salzigem stellt sich ein, um sich dadurch Natrium zuzuführen. Hier ist es von entscheidender Bedeutung Ernährungshinweise für die Nebennierenerschöpfung zu beachten, damit der Natriumhaushalt ausgeglichen ist.

 

Aldosteron ist Teil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und reguliert den Blutdruck über den Natriumspiegel. Aldosteron wird in der Leber abgebaut (konjugiert) und über den Urin ausgeschieden.

Steroidbiosynthese

Syntheseprodukte Enzymmuster Regulation durch
AldosteronDeoxykortikosteron (DOC) Aldosteron-Synthase (18-Hydroxylase)à Konversion von DOC zu Aldosteronà bei Mangel an 18-Hydroxylase keine Konversion von DOC zu Aldosteron, keine Produktion von Aldosteron Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS), Kalium-Spiegel

 

Nebennierenrinde – Zona reticularis und DHEA

In der Zona reticularis wird DHEA, DHEA-Sulfat, Androstendion und ein kleinerer Anteil von Östrogen produziert. DHEA, ist ein Prohormon. In der Zona reticularis, wird über ACTH (Hypophyse) die Hormonproduktion von DHEA angeregt. ACTH steuert auch die Cortisol- und Aldosteronproduktion. ACTH veranlasst die Zellen Cholesterol freizusetzen, um aus diesem Ausgangsstoff über verschiedene Synthesewege Pregnenolon, Progesteron, Östrogene und Testosteron herzustellen. DHEA wird in der Leber zu Testosteron umgebaut. Die sulfatierte Form ist das Dehydroepiandrosteronsulfat, abgekürzt DHEAS.

Geschlechtshormone

Östrogendominanz

Vereinfachte Darstellung der Synthesewege:

  1. Cholesterin à Pregnenolon à Progesteron à Cortisol
  2. Cholesterin à Pregnenolon à Progesteron àAndrostendion à Östrogene, wie Estradiol, Estriol, Estron
  3. Cholesterin à Pregnenolon à Progesteron àAndrostendion à Testosteron
  4. Cholesterin à Pregnenolon à DHEA-S à DHEA à Testosteron
  5. Cholesterin à Pregnenolon à DHEA-S à DHEA à Östrogene

In den Nebennieren werden sowohl die männlichen und die weiblichen Hormone hergestellt und zwar unabhängig vom Geschlecht.

Frau: Bei Frauen sind die Nebennieren ein weiterer Produzent neben den Eierstöcken für Östrogen und Progesteron und der ausschließliche Produzent von Testosteron. Östrogen hat sich eingebürgert, stellt aber den Überbegriff für die Östrogenformen dar: Estradiol, Estriol und Estron. Es gibt auch einen Zusammenhang mit einer geschwächten Nebennierenfunktion und PMS. Auch sehr starke Wechseljahresbeschwerden hängen mit einer geschwächten Funktion der Nebennieren zusammen.

Mann: Bei Männern sind die Nebennieren neben den Hoden eine zusätzliche Quelle für Testosteron und die alleinige Quelle für Östrogene. Also auch Männer produzieren weibliche Hormone. Weiterhin kann auch Bauchfett bei Männern verstärkt Östrogene bilden. Deshalb werden „bierbäuchige“ Männer in ihrem Körperbau auch weiblicher, mit Ansätzen zur Brustbildung.

DHEA, Pregnenolon und Androstendion haben ihre spezifischen Aufgaben und dienen als Vorstufen für die Geschlechtshormone. Sowohl die Geschlechtshormone als auch DHEA begrenzen die potenziell schädlichen Effekte von Cortisol auf die Zellen, sie wirken als Antioxidanzien.

 

DHEA (Dehydroepianandosteron) als Neuromodulator

DHEA ist die Ausgangsubstanz für Testosteron und Östrogene. DHEA ist der wichtigste Gegenspieler des Cortisols. In den Nervenzellen des Gehirns wird ebenfalls DHEA produziert und fungiert dort als Neuromodulator. Die DHEA Konzentration im Gehirn ist um 6,9fach höher als im Blut. DHEA wird ähnlich dem Cortisol durch ACTH stimuliert. Die Tagesrhythmik ist weniger ausgeprägt als beim Cortisol, der Konzentrationsunterschied zwischen Morgen- und Abendwert liegt beim 2-3fachen. Die maximale Produktion liegt im frühen Erwachsenalter (20-30J.) und fällt bis zum 70. Lebensjahr nahezu linear ab um 90% ab.

Funktionen als Neuromodulator:

  • Synthese von Glutamat und GABA (γ-Aminobuttersäure) und die Rezeptoraktivität für GABA. GABA ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im Zentralnervensystem.
  • Moduliert das Serotoninsystem: fördert die Ausschüttung von Serotonin, hemmt den Abbau von 5-HTP (Vorstufe von Serotonin) und steigert die 5HTP Rezeptorwirkung
  • Moduliert das Dopaminsystem: stimuliert die Dopaminsekretion und erhöht die extraneuronale Dopminaktivität und verzögert den Dopaminabbau
  • Stimuliert die Stickoxidsynthese und fördert die Hirndurchblutung
  • wirkt positiv auf die Neurogenese (Neubildung von Nervenzellen)
  • Fördert die Kognition
  • wirkt antidepressiv und angstlösend (verschiedene psychiatrische Erkrankungen sind mit einem niedrigen DHEA/Cortisol-Quotienten assoziiert: Depressionen, Angststörungen, PTSD, Schizophrenie und Demenz)

Bei chronischem Stress reagiert nur noch DHEA, kein Cortisol mehr.

Außer im Alter ist DHEA vermindert bei

  • Chronischem Stress
  • Chronic Fatigue
  • Chronischen Erkrankungen

Biosynthese: DHEA in den Nebennieren, den Eierstöcken und den Hoden produziert. Zum Teil in der Nebenniere oder später in peripheren Organen wird es zum wasserlöslichen DHEA-S sulfatiert. Im Gehirn wird DHEA als Neurohormon von Astrozyten und Neuronen synthetisiert. Weiterhin sind auch Nervenzellen in der Lage DHEA zu synthetisieren. Aus Cholesterin wird über mehrere enzymathische Schritte Pregnolon und aus diesem dann DHEA. Welches im hormonellen Kreislauf, dann Testosteron oder Östrogen wird, je nach hormoneller Lage.

 

Cholesterin und Steroidhormone

Cholesterin dient als Ausgangssubstanz verschiedenster Verbindungen. Vor allem ist es die Bausubstanz der Steroidhormone der Nebennieren. Bei erhöhtem Cholesterin sollte, also geschaut werden, warum es als Bausubstanz nicht abgerufen wird.

Hormone

Glukokortikoide (Cortison)

Mineralokortikoide (Aldosteron)

Androgene (Testosteron)

Östrogene

Progesteron

Gallensäuren

Primäre Gallensäuren (Cholsäure, Chenodesoxycholsäure, Trihydroxylkoprostansäure)

Sekundäre Gallensäuren (Desoxycholsäure, Ursodesoxycholsäure)

Vitamine

Vitamin D (Calciferol) wird aus der Vorstufe des Cholesterins (7-Dehydocholesterol) synthetisiert.

Nebennierenerschöpfung in Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Nebennieren

Die Nebenniereninsuffizienz ist ein Krankheitsbild, das schon in der medizinischen Fachliteratur des 19. Jahrhunderts beschrieben worden ist. Dennoch wird sich zuwenig auf dieses Krankheitsbild konzentriert. Zum einen werden Krankheiten nur diagnostiziert wenn sie Einzug in die ICD-10 Klassifizierung gefunden haben, zum anderen ist es auch therapeutisches Geschick, ob eine Müdigkeit mit Infektanfälligkeit den Blick auf eine mögliche Nebennierenschwäche lenken lässt.

Eine Nebennierenerschöpfung oder Hypocortisolismus oder Adrenal Fatigue (engl.) ist bisher nicht im ICD-10 Katalog aufgenommen. Im Bezug auf eine Unterfunktion gibt es bisher nur den Morbus Addison. Bei dieser lebensbedrohlichen Erkrankung kommt es zu einem vollständigen Funktionsverlust der Nebennierenrinde.

Die ICD-10 Klassifizierung ist die internationale, statistische Kodierung für Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme und ist auf dem Krankenscheindurchschlag für die Krankenkasse zu sehen.

Primäre Nebennierenrindeninsuffizienz
ICD-10 Erkrankung Erläuterung
E27.1 Morbus Addison vollständiger Funktionsverlust der Nebennierenrinde, selten, lebensbedrohlich
E27.2 Addison-Krise In Stresssituationen oder nach schweren körperlichen Belastungen kann sich Morbus Addison zur akuten Addison-Krise entwickeln. Dabei verursacht ein plötzlich absinkender Hormonspiegel schwere Kreislaufstörungen, die bis zum Koma führen können.
  Ursachen für einen Morbus Addison
E27.1 Autoimmunadrenalitis Antikörper gegen 21-Hydroxylase gebildet, derzeit häufigste Form, Frauen häufiger betroffen
E85 Amyloidose Proteine werden nicht mehr abgebaut sondern zwischen den Zellen abgelagert. Sollten dies die NNR betreffen, kommt es zum Funktionsverlust
A18.7 Tuberkulöse Addison-Krankheit Tuberkulose mit NNR Beteiligung
A39.1 Waterhouse-Friderichsen-Syndrom Hämorragischer Infarkt der NNR im Rahmen einer bakteriellen Infektion und massivem Verbrauch von Gerinnungsfaktoren (führt zur Blutungsneigung)
E27.4 Hypoaldosteronismus 18 Hydroxylase-Mangel (Aldosteron-Synthase-Mangel)
Sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz
Hier liegt die Störung nicht in der Nebennierenrinde sondern vielmehr ist das Steuerungsorgan, die Hypophyse betroffen. Sie produziert ungenügend das Steuerungshormon ACTH, so dass die Nebenniere weniger Cortisol produziert.
E27.3 Arzneimittelinduzierte NNR-Insuffizienz Durch die Gabe von Kortison, kommt es nach Absetzen des zugeführten Kortisons zu einem vorübergehenden Cortisolmangel.
E27.4 Hypoaldosteronismus beruht auf einer Störung des Renin-Angiotensin-Systems (RAAS) in Folge verminderter Reninsekretion in der Niere. Die Niere kann geschädigt werden durch eine autonome Neuropathie) oderZelldestruktion diabetischer oder toxischer Genese.
D35.2 Hypophysenadenom Der (hormoninaktive) Tumor verdrängt das Hypophysengewebe.
S06.0 Schädel-Hirn-Trauma Durch Verletzung der Schädeldecke, kann es zu Blutungen im Gehirn kommen, die zu einem Funktionsverlust der Hypophyse führen
E23.0 Hypopituarismus Hypophysennekrose, Untergang von Gewebe aufgrund von Minderdurchblutung nach einer Geburt (mit großem Blutverlust), Sheehan-Syndrom
Tertiäre Nebennierenrindeninsuffzienz
Hier liegt die Störung im Hypothalamus, der das Steuerhormon CRH produziert, um die Hypophyse anzuregen ACTH auszusenden, um die Nebenniere zu veranlassen Cortisol zu synthetisieren.
E23 Zustände, unabhängig davon, ob die Störung in der Hypophyse oder im Hypothalamus liegt.

Das Nebennierenmark

 

Nebennierenmark (NNM)

Das Nebennierenmark ist Teil des sympathischen Nervensystems und synthetisiert Katecholamine – vor allem Adrenalin (80%), aber auch Noradrenalin (20%) und Dopamin (Vorläufer für Adrenalin und Noradrenalin).

Das sympathische Nervensystem (Sympathikus) ist ein Teil des vegetativen Nervensystems. Durch ihn werden vorwiegend Körperfunktionen innerviert, die den Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft versetzen und den Abbau von Energiereserven zur Folge haben. Es hat Wirkungen auf: das Herz, die Blutgefäße, Bronchien, den gesamten Verdauungstrakt, die Harnblase, die Augen und die Schweißdrüsen. Die Steuerung der sympathischen Nerven wird über Noradrenalin und Acetylcholin geregelt.

Auf einen Blick – die Katecholamine

Noradrenalin, ist ein Katecholamin und ein Neurotransmitter der schnellen Stressadaption „Fight or Flight“. Noradrenalin wird reguliert durch das Enzym Tyrosinhydroxylase.

Adrenalin steigert den Gefäßtonus, erhöht Blutdruck und Herzfrequenz und sorgt für die Freisetzung von Zucker ins Blut. Um bei Stress genügend Energie für das Gehirn und die Muskulatur zu haben. Daneben sorgt Adrenalin für den Abbau von Triglyceriden im Fettgewebe.

 

Dopamin ist ein Zwischenprodukt der Synthese von Adrenalin, fungiert aber auch selbst als Neurotransmitter. Es wird nicht nur im Nebennierenmark gebildet sondern auch in den chromaffinen Zellen des Hypothalamus und der substantia nigra. Es hat einen Einfluss auf unser Wohlbefinden, die Motorik und die Durchblutung.

Noradrenalin

Noradrenalin (zu 30% im Nebennierenmark, 70% Rest des Körpers) zählt zu den Katecholaminen und fungiert als Neurotransmitter. Es ist der größte Stresskoordinator auf neuronaler Seite und aktiviert den Sympathikus, der wiederum viele Bereiche im Körper auf eine „Fight or Flight“ Reaktion vorbereitet. Auf hormoneller Seite wäre es CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) welches eine Stressadaption ermöglicht und wird über den Hypothalamus, die Hypophyse und die Nebenniere mit der Ausschüttung von Kortisol geregelt.

Synthese von Noradrenalin: Vitamin B6 fungiert als Kofaktor von 2 enzymatischen Schritten der Katecholaminsynthese. Thyrosinhydroxylase katalysiert aus Tyrosin Levodopa. Levodopa ist die Vorstufe für Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin. SAMe (S-Adenosylmethionin) ist für die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin zuständig.

Abbau von Noradrenalin: Da Noradrenalin eine hochpotente Substanz ist, muss sie auch wieder abgebaut werden. Dies kann auf zwei Wegen geschehen.

  1. Abbauweg (intraneurale Metabolisierung): Über die mitochondriale MAO (Monoaminooxidase) wird Noradrenalin in der Zelle zu DHPG abgebaut. DHPG wird in die Blutbahn abgegeben und in der Leber über COMT (Catechol-O-Methyltransferase) inaktiviert und in VMS (Vanillinmandelsäure) abgebaut.
  2. Abbauweg (zytoplasmatische Metabolisierung): In der Zelle wird Noradrenalin durch zytoplasmatische COMT in Nor/Metanephrin umgewandelt. Dieses durch das Enzym MAO in MHPG (3-Methoxy-4-hydroxyphenylglycol) und dann zu VMS (Vanillinmandelsäure). VMS ist das Abbauprodukt von Katecholaminen und wird über den Urin ausgeschieden.

Wirkungen: Noradrenalin erhöht die Aufmerksamkeit, das Wachheitsniveau und fördert die Konzentration, Motivation und die Motorik. Noradrenalin bindet an α- und ß-Noradrenalin Rezeptoren. α -Rezeptoren verstärken visuelle Reize, weitere sensorische Reize und die Wirkung von Glutamat. An α 2-Rezptoren (Hypothalamus) wirkt Noradrenalin appetitstimulierend. An ß-Rezeptoren stimuliert Noradrenalin die Sekretion von CRH und Serotonin und wirkt so appetithemmend, das bedeutet ß-Rezeptoren vermitteln hemmende Effekte.

Kurzfristige Wirkungen auf das Immunsystems: Noradrenalin wirkt kurzfristig bei einer vermehrten Ausschüttung proentzündlich. Es fördert Entzündungsprozesse über die Aktivierung von NF-kB. NF-kB ist für die Regulation der Immunantwort, der Zellproliferation und des Zelltodes verantwortlich und ist ein spezifischer Transkriptionsfaktors. NF-kB stimuliert die Produktion in IL 6 (Interleukin 6), welches die Produktion von Akut-Phase-Proteinen und Immunglobulinen beginnt. NF-kB fördert darüber hinaus eine massive Produktion von CRP Produktion in der Leber. CRP – C-reaktive Protein.

Langfristige Wirkungen auf das Immunsystems: Langfristig hemmt Noradrenalin, wie Cortisol die zelluläre Immunantwort. Begünstigt einen TH1 zu TH2 Switch – Es werden weniger TH1 Zytokine, wie IFN-γ und Interleukin 2 (IL2) zugunsten von mehr TH2 Zytokinen gebildet, wie IL3, IL4, IL5, IL10, IL13. Es blockiert die inflammatorische Zytokinsynthese, besonders von IL6.

Mangel an Noradrenalin: Motivationsabfall, Antriebs- und Konzentrationsschwäche, Störung des Kurzzeitgedächtnisses, Stimmungsabfall bis zu depressiven Ausprägungen.

Adrenalin

Adrenalin ist ein Hormon, das man auch als Stresshormon bezeichnet, weil es in Stresssituationen in der Nebenniere gebildet und ins Blut abgegeben wird.

Adrenalin wird aber auch bei psychischer Belastung gebildet, um Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel schnell an die jeweilige Situation anzupassen. Die Freisetzung von Adrenalin bewirkt, dass sich der Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen, während gleichzeitig die Bronchien erweitert und der Blutzuckerspiegel gesteigert werden. Normalerweise wird das Adrenalin schnell wieder abgebaut, sein Abbau beginnt schon 3 Minuten nach der Ausschüttung ins Blut. Wird der Stress nicht reduziert, wird Adrenalin dauerhaft überproduziert, was negative Folgen für das Herzen und den Kreislauf hat.

Adrenalin vermittelt:

  • Steigerung der Herzfrequenz
  • Steigerung des Blutdrucks
  • eine Bronchiolenerweiterung,
  • schnelle Energiebereitstellung durch Fettabbau (Lipolyse)
  • Freisetzung von Glucose (Einfachzucker).
  • reguliert die Durchblutung (Zentralisierung)
  • Magen-Darm-Tätigkeit (Hemmung).

Synthese:

Adrenalin kann im menschlichen Organismus aus den Aminosäuren Phenylalanin beziehungsweise Tyrosin synthetisiert werden. Die für die Synthese benötigten Reaktionsschritte laufen weitgehend in den chromaffinen (adrenergen) Zellen des Nebennierenmarks ab.

Im ersten Schritt der Adrenalin-Biosynthese wird aus dem Tyrosin-Molekül durch das Enzym Tyrosin-Hydroxylase DOPA. Danach decarboxyliert das Enzym DOPA-Decarboxylase das entstandene Molekül zum biogenen Amin Dopamin.

Durch Dopamin-Hydroxylase entsteht Noradrenalin, Ascorbinsäure ist als Cofaktor beteiligt. Im letzten Schritt überträgt die N-Methyl-Transferase eine Methylgruppe von S-Adenosyl-Methionin um Adrenalin herzustellen.

Dopamin

Dopamin – 2. zentraler Katecholamineurotransmitter

Dopminneuronen, die entlang des 3. Hirnventrikels lokalisiert sind, hemmen an der Hypophyse die Ausschüttung des Hormones Prolaktin. Weiter regelt es die Durchblutung der Bauchorgane, insbesondere ist Dopamin an der Steuerung der Nieren beteiligt.

Synthese von Dopamin: Die Synthese von Dopamin und Serotonin hat eine gemeinsame Komponente – Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase (AADC), auch DOPA-Decarboxylase (DDC). Diese überführt 5-HTP (5-Hydroxythryptophan) in Serotonin und es überführt L-Dopa in Dopamin.

Wirkung von Dopamin: Es ist der Kraftstoff des Gehirns und steuert maßgeblich Motorik, Koordination, Konzentration, Affekte und die Libido. Zusammen mit Serotonin und Noradrenalin wirkt es stimmungsaufhellend. Im Exzess wirkt es prooxidativ und neurotoxisch.

Metabolisierung von Dopamin: Dopamin wird über MAO (Monoaminooxidase) in DOPAL (hochtoxisch) und dann in DHPG (3,4-Dihydroxyphenylethylenglycol) überführt.

Mangel an Dopamin: Libidoverlust, Tagesmüdigkeit, Selbstzweifel, Depressionen, CFS – Chronic Fatigue Syndrom, Aufmerksamkeitsdefizite, ADS

 Test der Hormone!

Quellen:

http://flexikon.doccheck.com/de/Dehydroepiandrosteron

http://flexikon.doccheck.com/de/Cholesterin

http://www.icd-code.de/icd/code/E27.-.html

http://flexikon.doccheck.com/de/Sekund%C3%A4re_Nebenniereninsuffizienz

http://www.internisten-im-netz.de/de_was-ist-eine-addison-krise_514.html

Wilson, James L.: Grundlos erschöpft? Nebennierenschwäche – das Stress-Syndrom des 21. Jahrhunderts

Spinas, Giatgen; Fischli, Stefan: Endokrinologie und Stoffwechsel. 2001. 2. Auflage

Rontgen, Philipp: Einfluss von Katecholaminen auf die Produktion proinflammatorischer Zytokine in Monozyten. Halle, Univ., Med. Fak., Diss., 62 Seiten, 2005

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